Radio-Kassettenrecorder aus den 70ern

Fehlende Schaltpläne als spannende Kliffhänger

„Da hört man was“, flüstert Richard Mang, das Ohr ganz dicht am ausgebauten Lautsprecher. Der junge Bad Heilbrunner ist jedes Mal mit von der Partie, wenn sich am dritten Freitag im Monat das Team der Reparateure im Werkraum an der Christianstraße trifft. Diesmal hat er einen Radio-Kassettenrecorder aus den 70er Jahren vor sich stehen. Sitzt man neben ihm, fällt es einem schwer, bei all den Geräuschen im Raum dem flüsterleisen Gespräch aus dem Gerät zu folgen. Und dann heult auch noch ein Staubsauger nebenan auf. Gut, das Problem ist aber erkannt: Der Lautsprecher tut nicht.

Richard hantiert mit einem kleinen Messgerät. Die Sekundärspannung vom Trafo ist in Ordnung. Auch an der Gleichspannung liegt es nicht. Er blickt ratlos auf die Platine: „Jetzt brauchen wir dann doch den Schaltplan.“ Den Schaltplan, woher? Aus dem Internet. Und wer beschafft den? Der Besitzer des Geräts. Und wenn der oder die diesen Plan nicht findet? Dann bieten die Reparateure ihre Recherchehilfe an. Und die finden ihn? Ja, ziemlich oft. Und wie geht es dann weiter? Dann ist der Fehler meistens auch rasch gefunden. Dann braucht man wahrscheinlich ein Ersatzteil? Richtig, aber dafür haben wir den Achim. Den Achim? Ja, der hat einen Keller voller Schubladen und Kästchen, da ließ sich bisher noch immer auftun, was gerade gefehlt hat. Und danach ist alles erledigt? Komplett.

Danach also würde man aus diesem Gerät wieder alles herauslocken können, was Ultrakurzwelle, Mittel- und Langwelle, das gesamte Frequenzband also, so hergibt. Immer und überall. Denn ein Batteriefach hat so ein Radio früher auch schon gehabt, welches noch tip top in Ordnung ist. Überhaupt macht das Ganze auch im auseinandergenommenen Zustand einen sehr gepflegten Eindruck. Als das Gehäuse wieder kompakt die Technik innen umschließt, wird sorgfältig der Laufzettel ausgefüllt. „Das haben wir jetzt auf Wiedervorlage“, erklärt Richard. Damit taugt das Radiogerät also leider nicht zur „Reparatur des Monats“? Oh, doch, unbedingt. Nanu? „Einfache Reparaturen sind ja langweilig“, findet er, und sein Nachbar an der Kaffeemaschine nickt zustimmend. „Jetzt wird es doch erst spannend. Allein durch die Suche nach dem Schaltplan“, erfährt man, während man auf den Gesichtern ein nachsichtiges Lächeln zu erkennen meint. Und einige Reparaturen später ist einem klar: Eine gute Reparatur ist nicht nur eine schnell gelingende. Eine gute Reparatur ist auch eine mit einem Weg, der detektivischen Spürsinn verlangt. Meistens wird dieser belohnt. Dass das Retro-Radio am Ende mit kaum hörbarem Ton auf dem Abholtisch steht, ist nur eine Art Kliffhänger in einer bestimmt gut endenden Geschichte.