Vorstandswechsel im Werkraum-Verein

Mit verstärkter Kraft in eine Vielzahl neuer Projekte

Am Ende eines langen Abends gab es einen Schluck Sekt, um auf die vier bisherigen und die vier neuen Vorstandsmitglieder anzustoßen, auf den Wechsel im Revisoramt wie auch auf die Ernennung zweier Ehrenmitglieder. „Wir haben uns verjüngt und verstärkt“, fasste der frühere Vorsitzende Dieter Raisch den Wechsel freudestrahlend zusammen. Mit ihm machten Anke Ringel, bisherige Zweite Vorsitzende, sowie Ulrike Sidki und Anette Völker-Rasor als Schatzmeisterin und Schriftführerin einem neuen Team Platz.

Von links nach rechts: Revisor Herbert Preuss, Jürgen Wolff, Martin Bader, Veronika El Badri, Florian Alt, Slawomir Tetzlaff, Anke Ringel, Ulrike Sidki, Dieter Raisch, Cordula Denk, Anette Völker-Rasor.

Der neue Erste Vorsitzende Florian Alt gehört seit den Anfängen 2015 dem Helferkreis an. Seit der Einrichtung des mit dem Seniorenbeirat und der VHS Penzberg betriebenen Reparatur-Cafés ist er auch aus dem Kreis der Reparateure nicht mehr wegzudenken. „Damit stehe ich für den Ursprung und für die jüngste Erweiterung unseres Vereins“, freut er sich. Neben ihm vertritt Jürgen Wolff als Zweiter Vorsitzender die Radl-Werkstatt, die von Jahr zu Jahr mehr Besucher verzeichnet: „Flüchtlingshilfe und Nachhaltigkeitsdenken gehören bei uns von Anfang an zusammen“, erklärt er das Prinzip der Werkstatt.

Schatzmeisterin Cordula Denk und Schriftführer Martin Bader haben beide den Helferkreis verstärkt, als dieser mit dem Zuzug afghanischer Ortskräfte- und syrischer Kontingentsfamilien Ende 2021 nach Unterstützung suchte. „Der Helferkreis bildet heute die kleinste unserer drei Vereinssäulen, aber bisher konnten wir allen nach Penzberg Gekommenen bei der Integration beistehen und betreuen sie auch weiter“, erläutert die frühere Zweite Vorsitzende Anke Ringel. Alter wie neuer Vorstand aber erklären, dass ohne weitere Helfer einstweilen für neue Flüchtlinge kein Angebot mehr gemacht werden kann.

Veronika El Badri beim Überbringen einer Spende an die Penzberger Tafel.

Dennoch aber blüht der Verein, dank Radl-Team und Reparateuren. Die Unterstützung, die aus den hier entgegengenommenen Spenden für andere Vereine möglich ist, zeigt es: Im letzten Jahr wurden das Jugendzentrum der Stadt Penzberg wie auch das Rumänien-Projekt des Gymnasiums mit je 500 Euro bedacht. Dank wachsender Spenden waren in diesem Jahr bereits Zuwendungen in Höhe von je 1.000 Euro an die Penzberger Tafel und das „Familienzentrum Arche Noah“ möglich, während 2.000 Euro nochmals an das Gymnasium gingen. Bei einem großen Vereinstreffen im Januar mit allen Aktiven war man sich einig, dass die Aufnahme ukrainischer Kinder in der Tasuelasa Social ein besonders förderfähiges Projekt ist, von dem sich in Kürze erstmals wieder Penzberger Schüler vor Ort überzeugen werden. Das vereinseigene Entwicklungshilfeprojekt in Owerri/Nigeria profitierte mit 7.000 Euro seit dem Auslaufen der Finanzierung der dortigen Nähwerkstatt. Das Projekt trägt sich seit 2021 selbst, nur für das „Empowerment“ am Ende der Ausbildung in Form einer eigenen Nähmaschine braucht es noch die Hilfe aus Penzberg.

Der neue Vorstand weiß sich von den früheren Amtsträgern auch künftig gut unterstützt, sind doch gerade in den letzten Monaten etliche neue Projekte angelaufen. So kooperiert man mit dem frisch gegründeten Verein „ÜberMorgen“, dem besonders an einer Förderung der Fahrradfreundlichkeit der Stadt gelegen ist. Für den 6. Mai ist eine gemeinsame Veranstaltung geplant, und für eine Rad-Kunstaktion stellt die Werkstatt Materialien bereit. Auch mit dem eben gegründeten Verein „Ukraine-Hilfe Oberland“ arbeitet man zusammen, zuletzt etwa bei der Herstellung von Sturmkerzen für die ukrainische Front.
Ebenso gibt es mit der Firma ROCHE eine neue Kooperation, bei der die firmeneigene und die ehrenamtliche Radl-Werkstatt sich mit Materialien aushelfen. „Wir wissen, dass das Flüchtlingsgeschehen wieder zunimmt“, führt Flo Alt aus, „und auch wenn wir künftig neuen Leuten nicht mehr wie früher bei Behördengängen und Arztbesuchen beistehen können, so bieten wir doch mit unserem nachhaltigen Tun einen Platz für Integration und Gemeinschaft. Wenn ich Computer repariere, sitzt neben mir ein syrischer Schneider an der Nähmaschine und hantiert drüben ein afghanischer Mann an einem Radl.“

Seit 2019 dritte Vereinssäule: das Reparatur-Café.

Bei der Mitgliederversammlung ist man sich einig, dass die Pandemie nur eine Pause und die Zeit nur eine Veränderung gebracht hat. Zu verdanken ist das Überleben des Vereins nicht zuletzt denen, die unverdrossen immer hoch engagiert sind. Die Dankbarkeit dafür bringt man an diesem Abend durch die Ernennung zweier unverzichtbarer Aktiver in Helferkreis und Radl-Werkstatt zum Ausdruck: Dass Veronika El Badri und Slawomir Tetzlaff ihre Ehrenmitgliedschaft annehmen, sehen die Vereinsmitglieder selbst als Ehre an.