Zeit und Zuwendung als größte Hilfe

Hoffnung auf Amt und Ehrenamt im Penzberger Helferkreis

„Auch wir wissen einstweilen nicht, auf welche neue Situation wir uns einstellen sollen“, erklärt ein ratloser Dieter Raisch, Vorsitzender des Penzberger Helfervereins „Werkraum“. In den letzten Tagen erreichen ihn und seine Kollegen aus dem Vorstand immer wieder Anrufe von Bürgern, die angesichts der schrecklichen Nachrichten aus der Ukraine fragen, ob sie mit Spenden helfen könnten. Dies ist die einzige Frage, auf die seine Leute eine klare Antwort haben: Nein, Geld- und Sachspenden erreichen am sichersten ihr Ziel, wenn sie an jene Adressen gehen, die auch auf der Homepage der Stadt genannt sind.

Im Helferkreis geht mehr die Sorge um, nicht genug tatkräftige Unterstützung bieten zu können, wenn Flüchtlinge aus der Ukraine eintreffen. „Zeit und Zuwendung, das ist, was wir für die Menschen am meisten brauchen“, erläutert die Zweite Vorsitzende Anke Ringel, „schon jetzt haben wir davon für die Flüchtlinge nicht genug.“ Seit Mitte November küm­mert sich ein schwaches Dutzend Ehrenamtlicher außer um die früheren Schützlinge auch um afghanische Ortskräfte und ihre Familien. Da diese vor Ort nur in einem Übergangs­wohnheim untergebracht sind und von dort in Wohnungen umgezogen werden, kommen immer wieder neue Familien an, die in allen Belangen Unterstützung brauchen. Die bislang Betreuten werden so rasch aber nicht selbständig sein, sie brauchen weiter Hilfe.

Nach über drei Monaten permanenten Einsatzes sehen sich die Helfer am Limit angekom­men. Dazu kommt Enttäuschung: „Wir verstehen nicht, warum die Menschen, die schon seit über drei Monaten hier sind, zu einem Viertel noch ohne Krankenversi­cherungskarte sind“, benennt Dieter Raisch nur eines der Probleme. Man hat den Land­tagsabgeordneten Harald Kühn aufgesucht sowie an ihn und an die Landrätin Briefe ge­schrieben. Von bei­den sind Antworten gekommen, wie es schulbuchgemäß gut laufen sollte, aus Landtag und Innenministerium auch verbunden mit einer Wertschätzung der Ehrenamtlichen.

Einiges kann aus eigener Kraft und mit Hilfe aus dem Rathaus zuwege gebracht werden. So sind alle Neuankömmlinge inzwischen gegen Covid geimpft, und unzählige notwendige Arztbesuche wurden gegen das Hemmnis fehlender Krankenkassenkarten durchgesetzt. Aber mit mehr amtlicher Hilfe würden wohl auch die dringend notwendige Masernimpfung, für die bereits ehrenamtliche Ärzte bereitstehen, und viele andere Themen rascher bear­beitet werden können. Und mit mehr ehrenamtlicher Unterstützung würde man auch vieler Probleme, die sich oft plötzlich und drängend auftun, früher gewahr.

Ohne mehr amtliche Kräfte und ohne ehrenamtliche Verstärkung sehen die Penzberger Helfer dem, was in den nächsten Wochen an Herausforderung auf sie zukommen könnte, mit großer Sorge entgegen. „Auch die Afghanen sind vor unmittelbarer Bedrohung ihres Lebens geflohen und werden weiterhin in großer Zahl zu uns geholt. Für sie wie für ukrai­nische Kriegsflüchtlinge in gleicher Weise brauchen wir viel mehr tatkräftige Hilfe – und zwar schon jetzt“, so der Appell und die Hoffnung aus dem Helferkreis.